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Punktlandung – Kritik Tim Fischer

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Tim Fischer: „Absolut!“

von Marianne Kolarik

„Ich werd‘ auf einmal kapieren, worum sich alles dreht“, heißt es in Ludwig Hirschs (1946 -2011) „Komm, großer schwarzer Vogel“, ein Lied, das Tim Fischer in seinem gefeierten Programm „Absolut!“ als Zugabe singt. Aber was heißt schon singen?

Der Chansonnier ist dort angekommen, wo alle hin wollen: im Himmel der theatralischen Umsetzung, einer zuvor noch nie erlebten Interpretation eines Textes, der im Zusammenklang mit der Musik neue, ungeahnte Dimensionen erhält: das Wissen um den Sinn des Lebens. „Ich werd‘ singen, ich werd‘ lachen, ich werd‘ endlich glücklich sein“, so die letzte Zeile des Liedes, mit der Fischer eine fern liegende Zukunft erreicht hat.

Aber noch gibt es ihn, den Großmeister der vielstimmigen Welterklärung, der auch die dunklen Ecken des Daseins ausleuchtet, der hinter die frisch gestrichenen Fassaden schaut und dort Dinge, Menschen und Gefühle entdeckt, die anderen zumeist verborgen bleiben.

Der Stilmix seiner Chansons entspricht der Vielseitigkeit der Existenz: angefangen bei dem ausgelassen-fröhlichen „Mir ist nach Schabernack zumut“, bei dem Fischer eine Portion Albernheit unters bi-polare Volk aller Altersklassen streut, über Cissy Kraners „Aber der Novak (aus dem Fischer seinen genialen Klavierbegleiter und Komponisten Rainer Bielfeldt macht) lässt mich nicht verkommen“ bis hin zu Hildegard Knefs „Ich bin den weiten Weg gegangen (den steilen nach oben, den steilen nach unten“). Der 1973 geborene Künstler ergreift sein Publikum in allen Schichten ihrer verdrängten Emotionen.

„Nach all den Jahren“ fallen ihm und seiner Leib- und Magen-Texterin Edith Jeske immer noch überraschende Wendungen zu Themen wie Liebe und Lotterleben, Tod und Trauer, Torten und Torheiten ein. Etwa „Wie man eine Torte macht“ von Hugo Wiener oder „Nur für Geld“, wobei Fischer leicht kokettierend betont, dass er es nie im Bett getan hätte – ansonsten in allen möglichen Lebenslagen.

Natürlich fehlt auch die „Rinnsteinprinzessin“ nicht, die Hymne an Verwegenheit und Verbotenes, mit der Fischer an seine frühen Erfolge anknüpft, genauso wenig wie wundervolle Songs von Sebastian Krämer („Manchmal höre ich die Stimme noch“, „Sehnsucht ist gemein“ und „Meine Lieder“) oder „Unterm Säufermond“ (Windmills of your mind) von Udo Lindenberg und Horst Königstein, das Michel Legrand komponiert hat. Darin heißt es: „Dieses Zimmer ist ein Sarg… dieses Leben ist so arm“. Und so reich, wenn man ein Fischer-Konzert besucht, lässt sich dem hinzufügen.

© 2017 BonMoT-Berlin
Foto: Jim Rakete

Unsere Korrespondentin Marianne Kolarik hat die Vorstellung im Kölner Gloria-Theater besucht.
Am Samstag, 1. April und am Sonntag, 2. April 2017 treten Tim Fischer und Rainer Bielfeldt mit „Absolut“ in Berlin im Tipi am Kanzleramt auf. Von Donnerstag, 13. April bis Samstag, 15. April 2017 im Polittbüro in Hamburg.

Alle weiteren Termine auf der Homepage von Tim FischerPolittbüroTipi am KanzleramtWorld of Friends



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